Häufig wird Geschäftsprozessmanagement vier Phasen dargestellt, die miteinander in
Beziehung stehen und sich wechselseitig bedingen. Innerhalb der in der Folge aufgeführten
Phasen lassen sich verschiedene Gestaltungsprinzipien (kursiv dargestellt) zuordnen.
1. Identifikation der Geschäftsprozesse
Am Anfang des Vorgehens steht die Prozessidentifikation. Im Zuge dieser werden die Geschäftsprozesse,
die zur Erfüllung der Kundenanforderungen und der Geschäftsziele erforderlich sind, ermittelt und von
anderen abgegrenzt.
Gestaltungsprinzip 1 (Identifikation): Die Identifikation der Prozesse sollte top-down erfolgen und
anschließend durch eine Gegenüberstellung mit dem Ist-Zustand verfeinert werden.
2. Gestaltung der Geschäftsprozesse
Der nächste Schritt zur vollständigen Definition der Geschäftsprozesse ist die Prozessgestaltung. Dabei sind
verschiedener Regeln einzualten, die sowohl für die Geschäftsprozesse als auch für deren Teilprozesse
Geltung haben. Im Folgenden werden die Regeln aufgeführt, die allgemein akzeptiert
sind.
•
Jeder Prozess soll einen definierten Anfang und ein definiertes Ende besitzen: Anfangs- und Endpunkte
der Geschäftsprozesse sind so zu wählen, dass die Anforderungen der Kunden am Beginn („von“) und
die Übergabe der Ergebnisse am Ende („bis“) stehen.
•
Jeder Prozess ist in Teilprozesse, Prozess- und Arbeitsschritte zu unterteilen.
•
Falls erforderlich, sind Prozessvarianten zu bilden:
o
Vor allem die kritischen Geschäftsprozesse, also jene, die direkt wettbewerbswirksam,
erfolgskritisch und kaum imitierbar sind, erfordern eine große Anzahl unterstützender Abläufe
sowie unterschiedliche Prozessvarianten.
o
Eine Prozessvariante ist eine Folge von Prozesssegmenten, die mit einer Quelle beginnt und mit
einer Senke oder bei parallelen Ausgängen mit mehreren Senken endet. Die Variantenbildung
erfolgt dabei innerhalb des Geschäftsprozesses, d.h. die Anzahl dieser wird nicht erhöht.
Beispielsweise kann es im Auftragsabwicklungsprozess durch unterschiedliche Kundensegmente
oder Auftragsarten unterschiedliche Prozesskategorien geben. Innerhalb der Kategorien wird
der Prozess unterschiedlich durchlaufen, etwa dadurch, dass einzelne Prozesssegmente
ausgelassen oder spezifisch kombiniert werden. Die Summe der möglichen ungleichen
Segmentfolgen des Prozesses entspricht somit der Anzahl seiner Varianten.
•
Jeder Prozess sollte einen Prozessverantwortlichen für das Prozessergebnis besitzen.
•
Jeder Prozess sollte jeweils nur ein Objekt komplett bearbeiten: Die Bearbeitungsobjekte bilden die
Basis für die Messung der Prozessleistung bzw. die Steuerung der Geschäftsprozesse.
•
Jeder Prozess sollte einen Mehrwehrt schaffen: Nicht-wertschöpfende Teilprozesse, Prozess- und
Arbeitsschritte sind zu eliminieren. Unter Wertschöpfung wird dabei der Zusatznutzen für die Kunden
verstanden.
•
Sollte ein Prozess mehrere Aufgaben umfassen, so sind diese Aufgaben miteinander koordiniert und
zielgerichtet (effektiv) abzustimmen: Durch die Festlegung einer zeit- und ressourcengünstigen
(effizienten) Ablaufstruktur sind die Prozesskosten zu mindern. Einige wichtige ablauforganisatorische
Maßnahmen zeigt die Abbildung Weitere Gestaltungsmaßnahmen sind z.B Standardisierung,
Beschleunigung und das Vermeiden von Schleifen bzw. Rückkopplungen.
Abb. 2.10 Gestaltungsmaßnahmen für eine effektive und effiziente Ablaufstruktur
Daraus ergibt sich ein das flgende weitere Gestaltungsprinzip:
Gestaltungsprinzip 2 (Gestaltung): Bei dem komplexen Vorhaben der Prozessgestaltung sollten die o.g.
allgemein anerkannten Regeln eingehalten werden.
3. Beschreibung und Dokumentation der Geschäftsprozesse
Die Ergebnisse der Prozessgestaltung müssen in Form einer Prozessbeschreibung dokumentiert werden.
Hierfür wird der zu gestaltende Prozess genau beschrieben und abgegrenzt. In den dazu verwendeten
Formularen finden sich die zuvor erhobenen Informationen der Prozessgestaltung wieder. Ergänzend dazu
können weitere Informationen aufgenommen werden, wie z.B.
•
Vorschriften und Richtlinien,
•
Restriktionen,
•
Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren,
•
Methoden, Verfahren, IT-Tools und
•
Ressourcen.
Die Beschreibung der Prozesse und insbesondere die Entscheidungen über ihren Informationsgehalt sollten
immer unter dem Augenmerk der Lesbarkeit, der Verständlichkeit und der Akzeptanz (vgl. GOM) betrachtet
werden. Analog zu der Beschreibung der Geschäftsprozesse ist auch eine Beschreibung der Teilprozesse
vorzunehmen. Dabei ist zu beachten, dass sich der Name des Teilprozesses aus Substantiv und Verb
zusammensetzt, wie z.B.
„Auftrag erstellen“. Dies vermindert Kommunikationsschwierigkeiten, die insbesondere dann auftreten,
wenn durch die Prozessverantwortlichen Bezeichnungen gewählt werden, die (nur) Substantive, Abkürzungen
oder Verschlüsselungen enthalten und somit von Außenstehenden nicht verstanden werden.
Für Steuerung und Optimierung der Geschäftsprozesse genügen die Darstellungen bis zur
Dokumentationsebene der Teilprozesse. Im Hinblick auf verschiedene Faktoren, wie z.B. dem gewünschten
Automatisierungsgrad, ist die Darstellung auf die unteren Ebenen der Prozess- und Arbeitsschritte
auszuweiten. Eine solche Ausweitung erhöht den Erstellungs- und Änderungsaufwand der Dokumentation
überproportional und sollte deshalb nur angewandt werden, wenn sie notwendig ist.
Aus diesen Sachverhalten lässt sich folgendes Gestaltungsprinzip formulieren:
Gestaltungsprinzip 3 (Dokumentation): Die Ergebnisse der Prozessgestaltung sollte in Form von
Prozessbeschreibungen erfasst werden. Anschließend ist eine umfassende Prozessdokumentation zu
erstellen, welche die in der Prozessgestaltung angefertigten Dokumente umfassen sollte.
Diese Phase schließt die Anpassung all derjenigen Aktivitäten, Arbeitsabläufe, Ressourcen und
unterstützenden Systeme ein, welche für den reibungslosen Ablauf der Geschäftsprozesse erforderlich sind.
Im Vordergrund steht hierbei die Implementierung des Prozesscontrollings, die erfolgskritische frühzeitige
Einbeziehung der Mitarbeiter und die Verankerung der Geschäftsprozesse in die Organisationsform.
1. Festlegung der Aufgabenträger in Geschäftsprozessen
Aufgaben werden im BPM durch Rollen repräsentiert. Daraus folgt, dass die Aufgabenträger, welche für die
Durchführung der Aufgaben verantwortlich sind, als Rolleninhaber bezeichnet werden. Für jede Rolle werden
bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse vorausgesetzt, die mit spezifischen Verpflichtungen als auch
Befugnissen ausgestattet sind. Ihre Anforderungen und Verantwortungen sollten in Rollenbeschreibungen
dokumentiert
werden. Rollenträger können sowohl einzelne Personen als auch Teams sein. Die Abbildung zeigt die Rollen
und ihre Verantwortung im BPM nach Schmelzer und Sesselmann.
Abb. 2.11: Rollen im GPM
Welche Rollen benötigt werden, ist vom Einzelfall abhängig. Ist ein BPM eingeführt, können z.B. BPM-
Projektleiter und Prozessberater die Rollen des Prozessverantwortlichen oder des Prozessmanagers
wahrnehmen. Außerdem ist zu prüfen, ob eine Zusammenlegung der Rollen möglich ist. So können z.B. die
Prozessverantwortlichen und ihre entsprechenden Teilprozessverantwortlichen die Aufgaben des
Prozesscontrollers übernehmen. Steht die Verbesserung der Geschäftsprozesse bzw. des BPM im Fokus,
gewinnen Gremien und Teams an Bedeutung. Diese übernehmen vor allem Managementaufgaben. Empfohlen
wird eine hierarchische Organisation dieser Teams, was eine schnelle Top-down- und Bottom-up-
Kommunikation ermöglicht.
Folglich kann dieses Gestaltungsprinzip formuliert werden:
Gestaltungsprinzip 4 (Rollenkonzept): Im Rahmen des BPM sollte ein Rollenkonzept eingeführt werden,
in dem die Rollenträger als auch ihre Befugnisse, Verantwortungen und Aufgaben klar dokumentiert
sind und gelebt werden.
2. Implementierung der Geschäftsprozesse in die Aufbauorganisation
Es bestehen folgende Gründe für die Anpassung der Organisation bei der Einführung
des BPM:
•
An Schnittstellen zu anderen Prozessen, internen Stellen oder externen Institutionen entstehen
Probleme, welche durch Leistungsvereinbarungen nicht hinreichend gelöst werden können.
•
Die bei der Prozessgestaltung festgelegte End-to-End Betrachtung (Kunde wünscht…; Kunde erhält…)
ist in der Aufbauorganisation nicht gegeben, sodass unnötige Schnittstellen entstehen.
•
Ein Prozess soll eine Kundenanforderung unter einer Verantwortlichkeit vollständig umsetzen. Das
bedeutet, dass es einen Verantwortlichen für alle zu diesem Prozess gehörenden Teilprozesse geben
muss.
Große Unternehmen sind häufig in Geschäftsbereiche unterteilt. Der Grundidee folgend, dass die
Geschäftsprozesse unmittelbar aus der Strategie abgleitet werden, muss die Aufbauorganisation gemäß der
Regel „structure follows process follows strategy“ auf die Geschäftsprozesse ausgerichtet und gestaltet
werden, sodass eine hohe Effektivität und Effizienz der Geschäftsprozesse erreicht wird. D.h. die
Abhängigkeit der Prozesse von der Aufbaustruktur wird umgekehrt, sodass die Aufbaustruktur des
Unternehmens die Prozesse stützen muss. Demnach ist die Aufbauorganisation bei der Einführung eines GPM
entsprechend mit Veränderungen dieser verbunden. Die Integration der Geschäftsprozesse in die
Organisationsstruktur eines Unternehmens und die damit verbundene Konfiguration dieser an die
Anforderung der Prozesse wird dabei als Prozessorganisation verstanden. Hierbei sind verschiedene
Organisationsformen anhand ihres Integrationsgrades
zu differenzieren. (siehe Organisationsformen).
Bei der funktionalen Organisation koordinieren Leistungsstellen durch fachliche und disziplinarische
Befugnisse spezialisierte Aufgabengebiete, wie Einkauf, Produktion oder Vertrieb. Eine
abteilungsübergreifende Prozessverantwortung ist nicht vorhanden. Aufgrund der beibehaltenen
funktionsorientierten Aufbauorganisation, gemäß dem Grundsatz „process follows structure“, bleibt das
hierarchisch-funktionale Denken und Lenken erhalten und ist deshalb ungeeignet, das BPM effektiv und
effizient zu gestalten, da keine optimalen Rahmenbedingungen für die Geschäftsprozesse geschaffen
werden.
Bei der reinen Prozessorganisation erfolgt eine Drehung der ursprünglich funktional organisatorischen
Ausrichtung um 90 Grad. Die funktionale Organisation (vertikal orientiert) wird durch eine
prozessorientierte (horizontal orientiert) ersetzt. Dabei wird die formal beschriebene Hierarchie des
Unternehmens nach den organisatorischen Prozessen gegliedert. Hierbei ist von einer Einlinienorganisation
zu sprechen. Die Trennung von funktionaler und prozessualer Verantwortung wird aufgehoben. Diese
Organisationsform zeichnet sich durch volle Integration und hohe Autonomie der Geschäftsprozesse aus. Die
Organisationseinheiten bestehen aus den Geschäftsprozessen und ihren Teilprozessen, welche über eigene
Ressourcen verfügen und diese selbständig disponieren. In der Praxis wird die Funktionsorientierung jedoch
nicht vollständig aufgegeben, sodass dabei von einer Mischorganisation
zu sprechen ist, bei der die Geschäftsprozesse Eigenständigkeit besitzen und stark dominieren. Es entstehen
somit flache Hirarchien.
Zusammenfassend kann folgende Empfehlung gegeben werden:
Gestaltungsprinzip 5 (Organisation): Die Einführung des BPM ist mit neuen Anforderungen an die
Organisation verbunden. Die Struktur sollte sich an den Prozessen ausrichten. Dazu empfiehlt sich die
Einführung einer Matrix-Prozessorganisation. Weiterhin sollte diese Ausrichtung klar kommuniziert
werden.
3. Implementierung des Prozesscontrollings
An dieser Stelle sollen zunächst die wichtigsten Schritte zur Implementierung des Prozesscontrollings
aufgezeigt werden. Die eigentliche Durchführung sowie Sinn und Bedeutung des Prozesscontrollings werden
anschließend im Kapitel 3 beschrieben.
Für die Implementierung des Prozesscontrollings ist es zunächst erforderlich, ein Messsystem festzulegen. Da
die Geschäftsprozesse bereits definiert und dokumentiert sind und somit auch ihre Messgrößen festgelegt
wurden, gilt es nun, diese noch einmal für alle Geschäftsprozesse zu überprüfen und auf die Ebene der
Teilprozesse herunterzubrechen. Die Bearbeitungsobjekte der Teilprozesse sind die Messobjekte, wobei die
Messstrecke durch zwei aufeinander folgende Messpunkte (welche am Ende eines Teilprozesses liegen)
definiert wird. Weiterhin ist es erforderlich, regelmäßige und feste Zeitpunkte für die Messungen zu
bestimmen. Für die Durchführung dieser werden Messverantwortliche durch die Teilprozessverantwortlichen,
die Verantwortung für die Messungen tragen, ernannt. Um Information über den Leistungsstand und die
Leistungsentwicklung
der Geschäfts- oder Teilprozesse zu erlangen, werden Prozessberichte benötigt. In diesen werden je
Leistungsparameter ein Zielwert, ein Ausgangswert und der zeitliche Verlauf der Messergebnisse visualisiert.
Für die Implementierung des Prozesscontrollings lässt sich folgendes Gestaltungsprinzip formulieren:
Gestaltungsprinzip 6 (Controlling Implementierung): Es sollte ein Messsystem festgelegt werden, das
Messobjekte, Messgrößen, Messpunkte, Messzeitpunkte, Messzyklen, Messverantwortung,
Messmethoden -und -instrumente beinhaltet.
Nur eine gänzlich umfassende Steuerung der Geschäftsprozesse berücksichtigt alle vom Kunden
wahrgenommenen Leistungsmerkmale und erfüllt damit die wesentliche Voraussetzung zur Erlangung von
Wettbewerbsvorteilen durch Kundenorientierung. Dies fordert ein Umdenken beim Prozesscontrolling.
Herkömmliche, ausschließlich kostenbezogene Controllinginstrumente sind daher kaum geeignet. Die
Einführung eines neuen modifizierten Controllingkonzeptes geht mit der Einführung des BPM einher. Um den
Zielen des BPM gerecht zu werden, also die Effektivität und die Effizienz zu steigern, ist es notwendig, die
Geschäftsprozesse zielgerichtet hinsichtlich der Geschäftsstrategie und der Kundenbedürfnisse zu steuern.
Die dafür notwendigen Informationen liefert das Prozesscontrolling.
Durch die Messung der Prozessleistung schafft das Prozesscontrolling Transparenz über das Potenzial und die
Leistung der Geschäftsprozesse. Diese Prozessleistungstransparenz ist für die Optimierung der
Geschäftsprozesse erforderlich. Sie führt zu Anstößen für die kontinuierliche Verbesserung der
Geschäftsprozesse und liefert so Maßnahmen zur Schwachstellenbeseitigung ebenso wie zur Beseitigung von
Engpässen bei der Prozessgestaltung.
Die Aufgaben des Prozesscontrollings sind die Planung, Kontrolle, Informationsversorgung und Koordination.
Zur Bewältigung dieser setzt sich das Prozesscontrolling aus dem strategischen und operativen
Prozesscontrolling zusammen. Die Aufgaben beider Bestandteile zeigt die Tabelle.
Tab. 2.2: Aufgaben des strategischen und des operativen Prozesscontrollings
Bei der Steuerung der Geschäftsprozesse werden fünf Schlüssel-Leistungsparameter
•
Kundenzufriedenheit,
•
Prozesszeit,
•
Termintreue,
•
Prozessqualität und
•
Prozesskosten
unterschieden, welche sich gegenseitig beeinflussen und deshalb zusammenhängend betrachtet und
gesteuert werden müssen. Die Ziele der Leistungsparameter können topdown oder bottom-up aus der
Geschäftsstrategie festgelegt werden.Zu empfehlen ist das Top-down-Vorgehen, da zum einen die
prozessorientierten Kennzahlen möglichst direkt mit übergeordneten, strategischen Unternehmenszielen in
Verbindung stehen sollten und zum anderen (wie oben beschrieben) die Bedeutung des Prozesscontrollings
darin liegt, Geschäftsprozesse hinsichtlich der Geschäftsstrategie zu steuern
Durch Soll-Ist-Vergleiche, also der Gegenüberstellung der Ist-Situation mit den vereinbarten Zielen, wird der
Grad der Zielerreichung bestimmt. Dadurch erhält man eine Bewertungsmöglichkeit für die
Geschäftsprozesse. Werden Zielabweichungen festgestellt, so müssen deren Ursachen ermittelt und
Maßnahmenvorschläge für Gegenmaßnamen bzw. zur Problembehebung erarbeitet und realisiert werden.
Durch dieses Prinzip der Rückkopplung werden Geschäftsprozesse gesteuert.
Damit auch die Mitarbeiter motiviert werden, im Sinne der Prozessziele zu handeln, werden
Zielvereinbarungen getroffen. Das Herunterbrechen und Vereinbaren von Zielen mit den Prozessmitarbeitern
sorgt bei diesen für eine erhöhte Transparenz der Prozessziele und unterstützt sie somit dabei, einen
möglichst hohen Beitrag zur Erreichung der Ziele zu leisten.
In vielen Unternehmen spielt die Messung der Prozessleistung auch heute noch eine untergeordnete
Rolle.Dabei ist sie eine essenzielle Voraussetzung für die Zielerreichung des BPM, die Prozessleistung zu
steigern, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen zu können.
Für das Prozesscontrolling wird folgendes Gestaltungsprinzip formuliert:
Gestaltungsprinzip 7 (Prozesscontrolling): Es sollte sich stetig mit den Aufgaben des
Prozesscontrollings auseinandergesetzt werden. Dabei sollten nicht nur Zielgrößen für die
Leistungsparameter festgelegt werden, sondern auch konsequent Maßnahmen eingeleitet werden, um
den gemessenen Zielabweichungen entgegenzuwirken.
Auch wenn bereits die ersten Schritte in Richtung Prozessorientierung weitreichende Veränderungen der
Unternehmensgestaltung bedeuten, bedarf es gemäß dem prozessorientieren Managementparadigmas einer
stetigen Weiterentwicklung und Optimierung der Geschäftsprozesse.
Grundsätzlich werden zwei Ansätze, die Leistung der Geschäftsprozesse zu steigern, unterschieden. Dies ist
zum einen die Prozesserneuerung, die auch als Reengineering bezeichnet wird und zum anderen die
Prozessverbesserung.
Ersterer beinhaltet einen radikalen Umbruch, hat prozessübergreifende Auswirkungen, bietet ein hohes
Chancenpotenzial, hat aber zugleich auch eine hohe Risikobehaftung und ist durch seinen kurzfristigen
Projektcharakter gekennzeichnet. Wie oft Prozesserneuerungen durchgeführt werden, hängt von externen
und internen Faktoren ab. Diese könnten z.B. große Marktveränderungen oder eine neue strategische
Ausrichtung des Unternehmens sein.
Bei der Prozesserneuerung werden alle Phasen des BPM neu durchlaufen. Die durchzuführenden Maßnahmen
sind demzufolge identisch zu den Aktionen bei der erstmaligen implementierung der Geschäftsprozesse. Die
vorliegende Dokumentation der Geschäftsprozesse wird genutzt, um sicherzustellen, dass notwendige
Bestandteile aus dem gegenwärtigen Geschäftsprozess im neuen Geschäftsprozess reflektiert sind. Das
Business Process Reengineering (BPR) gilt als die bekannteste Methode der Prozesserneuerung. Die
Hauptmerkmale sind:
•
Grundsätzliches Überdenken der Geschäftsprozesse
•
Radikales Redesign wesentlicher Geschäftsprozesse
•
Verbesserungen in Größenordnungen (bezogen auf Zeit, Qualität und Kosten)
Kennzeichnend sind außerdem die große Anstrengung, die Bindung erheblicher Personalressourcen und das
hohe Erfolgsrisiko bei dem Einsatz des BPR. Aufgrund dessen sollte man sich auf strategisch bedeutsame
Geschäftsprozesse, die gravierende Leistungsdefizite aufweisen, beschränken.
Die Prozessverbesserung hingegen orientiert sich an bestehenden Geschäftsprozessen und wird als
permanente Aufgabe durchgeführt. Dieser Ansatz zeichnet sich durch iterative Verbesserungen bzw. seinen
repetitiven Charakter, die enge Einbeziehung der Mitarbeiter und durch ein geringes Risiko aus. Methoden
der Prozessverbesserung sind z.B. Kaizen, Six Sigma und Total Cycle Time. Prozessverbesserungen bilden den
Kern der täglichen Prozessarbeit und werden im Wesentlichen durch die Etablierung selbststeuernder
Regelkreise unter dem Einsatz systematischer Methoden und Instrumente gelöst.
Der Schwerpunkt dieser Methoden liegt auf der Ermittlung und Beseitigung von Problemen, Schwachstellen
und Fehler, die sich auf Inhalt, Ablauf, Ressourcen und Umfeld der Geschäftsprozesse beziehen und sich auf
die Effektivität und Effizienz der Geschäftsprozesse auswirken. Das Vorgehen bei der Beseitigung der
Ursachen erfolgt gemäß dem Prinzip der ständigen Verbesserung des Plan-Do-Check-Act-Zyklus (PDCA-
Zyklus).
Leistungssprünge, die durch die Prozesserneuerung erreicht werden, können durch Prozessverbesserungen
konsolidiert und weiter ausgebaut werden. Somit sollten sich beide Ansätze in ihrer Anwendung ergänzen.
Dies fordert auch die DIN EN ISO 9004:2000.
Auf einzelne Methoden der Prozessoptimierung soll nicht näher eingegangen werden. Jedoch ist
festzuhalten, dass die Prozessoptimierung ein notwendiger Bestandteil des BPM ist und dass die aufgeführten
Methoden maßgeblich zur Zielerreichung des BPM beitragen.
Somit lässt sich folgendes Gestaltungsprinzip formulieren:
Gestaltungsprinzip 8 (Prozessoptimierung): Um die Leistung der Geschäftsprozesse zu steigern, sollten
die Methoden der vorgestellten Ansätze der Prozessoptimierung in das GPM integriert und systematisch
und kontinuierlich genutzt werden.
Insbesondere die oberste Geschäftsleitung muss einen wichtigen Beitrag zur Optimierung der
Geschäftsprozesse leisten. Sie muss die Mitarbeiter bezüglich der laufenden Prozessoptimierung
sensibilisieren, indem sie die Bedeutsamkeit dieser für die Zukunft des Unternehmens und somit auch für die
Zukunft aller Mitarbeiter aufzeigt. Das Management muss Widerstände reduzieren, indem es ausführlich
informiert, kommuniziert, motiviert und Leistungen honoriert. Dazu ist es z.B. notwendig, Erfolge der
Prozessoptimierung bekannt zu machen und zu würdigen, die Arbeit der an der Prozessoptimierung
beteiligten Akteure nicht zu behindern oder Anreizsysteme einzuführen, die das Erreichen von
Geschäftsprozesszielen finanziell honorieren.
Dazu lässt sich folgendes Gestaltungsprinzip formulieren:
Gestaltungsprinzip 9 (Management): Das Management sollte sich aktiv bei der Prozessoptimierung
beteiligen, indem es die beteiligten Akteure bei ihrer Arbeit motiviert und aktiv unterstützt.
Auszug aus: Gestaltungsprinzipien eines effektiven und effizienten Geschäftsprozessmanagements und ihre
Systematisierung anhand des Kriteriums ‚Prozesse‘ des EFQM-Modells für Exzellenz.
Studienarbeit Matthias Fansa, 2009
ISO/IEC 15504
Prozess-Assessment und
Zertifizierungen von
Unternehmensprozessen mit
dem Schwerpunkt auf der
Softwareentwicklungen werden
nach ISO /IEC15504
durchgeführt. Die Verbesserung
von Prozessen der eigenen
Organisation (Process
Improvement) einerseits und
die Bestimmung der
Prozessfähigkeit von
Lieferanten (Capability
Determination) andererseits
bilden die Kernpunkte dieser
Norm.
EPK Ereignisgesteuerte
Prozesskette
EPK dienen zur Modellierung
von Geschäftsprozessen und
Arbeitsabläufen
einer Organisation. Durch eine
Modellierungssprache werden
diese grafisch
dargestellt.
BPMN Business Process
Modeling Notation
BPMN ist eine grafische
Spezifikationssprache zur
visuellen Dokumentation
der Struktur, der Organisation
sowie des Verhaltens eines
Unternehmens.
Grundsätze der
Prozessmodellierung
Mit den Grundsätzen
ordnungsmäßiger Modellierung
(GOM) ist ein methodischer
Ordnungsrahmen
geschaffenworden, der die
Erstellung von Prozessmodellen in
Bezug auf Klarheit,
Konsistenzsicherung und Qualität
unterstützt.
IT - Support
Modellierung, Monitoring,
Reporting und Dokumentation,
gegebenenfalls auch die
Führung von Mitarbeitern
(Prozessbeteiligten), erfolgen
im Prozessmanagement IT-
gestützt. Zunehmend wird
dabei Cloud Computing, als
web-basierter dynamischer IT-
Service genutzt, z.B. für
Geschäftsprozesse in der Public
Cloud und als Business-Process-
as-a-Service (BPaaS)
Qualitätsmanagement
Umweltmanagement
Sicherheits- und
Gesundheitsmanagement
Management Systeme Prozesse
Wer macht was, wann,
wie und womit ?
„Wer macht was, wann, wie und
womit, mit welchem Aufwand
(Kosten) und welchem Ergebnis
(Mehrwert)?” ist eine
zentrale Fragestellung bei der
Einführung eines
Prozessmanagement-Systems,
welches anhand eines Vorgehens-
Modells erfolgt.
Vorgehensmodell in vier Phasen und zugeordnete Gestaltungsprinzipien
Strategische Steuerung
Die strategische Steuerung von
Behörden ist eine entscheidende
Stellschraube, um die
Leistungsfähigkeit der Verwaltung
zu verbessern. Zum einen ist es
eine Kernaufgabe für die
Verwaltung, ihre Leistungen im
Interesse der Gesellschaft in
hoher Qualität und unter
möglichst geringem
Ressourceneinsatz zu erbringen.
Zum anderen haben
kontinuierliche Stellen- und
Budgetkürzungen die Verwaltung
vor immer neue
Herausforderungen gestellt.
Zusätzlicher Veränderungsdruck
entsteht aktuell durch die
Auswirkungen der Finanzkrise, für
deren Bewältigung auch die
Verwaltung durch Einsparungen
ihren Beitrag leisten muss. Aber
auch der demografische Wandel,
eine steigende Komplexität
infolge einer zunehmenden
Europäisierung und Globalisierung
erfordern die konsequente
Nutzung aller Effizienzpotenziale
bei Gewährleistung einer hohen
Qualität des Verwaltungshandelns.
Prozessorientiertes
Informationsmanagement
Der Begriff „Prozessorientiertes
Informationsmanagement“
bezieht sich zum einen auf die
Unterstützung der
Geschäftsprozesse durch das
Informationsmanagement und zum
anderen auf den Prozess der
Leistungserstellung als
Serviceunterstützungsprozess.
Der Ansatz des
prozessorientierten
Informationsmanagements
verfolgt das Ziel, die
Informationsinfrastruktur im
Unternehmen auf die konsequente
Unterstützung der
Geschäftsprozesse auszurichten.
Damit wird das
Informationsmanagement zu
einem wesentlichen Bestandteil
des Prozessmanagements.
Neben dieser Auffassung hat sich
ein weiteres Verständnis von
prozessorientiertem
Informationsmanagement
herausgebildet, nämlich die
Fokussierung auf den
Leistungserstellungsprozess des
Informationsmanagements. Dieser
wird als
Serviceunterstützungsprozess
eigenständiges Gestaltungsobjekt
des Prozessmanagements.
Ausrichtung des
Informationsmanagements an den
Geschäftsprozessen
Bedingungen für ein
prozessorientiertes
Informationsmanagement
IT-Prozess-Management
(Derzeit werden die Inhalte für
diesen Bereich vorbereitet)